SPARGEL-MELONENHOF:

Christian Gieser und Sabrina Moras bringen eigentlich Fernes in die Heimat nach Oftersheim.
Von Christian Hoffmann

„Ich mag ’ne Karotte esse“, macht Jakob
auf sich aufmerksam. Der 5jährige bekommt die Karotte, frisch vom Hof seines Papas. Und das ist längst nicht alles. Kartoffeln, Rote Beete, Äpfel, Bohnen, eingemachter Spargel und vieles mehr stapeln
sich im kleinen Hofladen – heimatlich. Zudem gibt es noch weiteres, geradezu Ungewöhnliches im Hofladen, das man in der
Heimat so nicht erwarten würde. Neben den herkömmlichen Gemüsesorten erhalten Kunden hier zwei Besonderheiten – Melonen und Artischocken, gar nicht typisch Oftersheim. „Man muss auf Nische gehen“, erklärt Hofbesitzer Christian Gieser die Entscheidung für den Anbau.
Die Melonen gibt es seit 2013, die Artischocken seit 2015.
„In den letzten Jahren hat ein Umdenken stattgefunden“, meint Sabrina
Moras, Partnerin von Gieser und Hauptverantwortliche für den Hofladen. „Wir nehmen einen immer größeren Zulauf wahr. Und das nur dank Mundpropaganda. Die Leute wollen wieder täglich Frisches essen und vor allem wissen, wo Obst und Gemüse auf ihren Teller herkommen“,
so die 39-Jährige. Umso besser, wenn echte Exoten aus der Heimat das Angebot erweitern.
„Die Erfahrungen mit Kunden zeigen uns zwei Dinge, die besonders wichtig sind:
Zum einen müssen die Lebensmittel sauber sein. Zum anderen geht es um eine möglichst kurze Wegstrecke vom Feld zum Verkauf. Beides können wir garantieren.
Speziell bei unseren Melonen kann ich sagen, dass sie, da wir sie relativ lange an der Pflanze lassen, im Gegensatz zu Früchten aus fernen Ländern süßer und definitiv frischer sind.
Die Idee dazu entstand vor etwa sechs Jahren, erinnert sich Gieser und fügt an: „2013 haben wir überlegt, was wir neben dem Spargel noch anbauen könnten. Wir entschieden uns für Wasser- und Zuckermelonen, die trotz
ihres Gewichts von bis zu sieben Kilo, einen süßlich-erfrischenden Geschmack haben.“
Bei Bedarf können die Melonen auch zugeschnitten werden, so dass jeder Haushalt die passende Größe findet. Zwei Jahre später folgte der Anbau von Artischocken, die viele Gerichte kulinarisch bereichern können und zudem Anwendung als Heilpflanzen finden. „Mein Vater“, so Gieser, „war
bis zu seinem Tod 2019 dabei.“ Im Anschluss fiel der Hof, der dem Vater zuvor zu 50 Prozent gehörte, in die Hände seines Sohnes, dessen Herz schon Grund seiner Kindheit immer für die Landwirtschaft
schlägt.
„WENN MAN DAMIT AUFWÄCHST, IST ES
EINE GANZ ANDERE SACHE
„Ich bin in Schwetzingen geboren, war Energieelektroniker, habe meinen Techniker gemacht und in der Abendschule zusätzlich einen Gesellenbrief als Landwirt “, erzählt der 38-Jährige und fügt an: „Das alles hier ist für mich schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Sonst würde
ich das nicht machen. Es ist ja so, dass man hier viele Stunden verbringt, für die man schlechter bezahlt wird, als viele Angestellte. Aber so ist das mit der Selbstständigkeit. Es ist ein Für und Wider.“ Entscheidend, so
der Landwirt, seien die eigenen Wurzeln, die eigene Heimat.
Ich komme von hier, bin mit der Landwirtschaft aufgewachsen. Klar, ich war auch auf dem Sportplatz, Fußballspielen und so weiter. Trotzdem war ich schon als kleiner Junge in den Hofbetrieb involviert. Und wenn man damit aufwächst, ist es eine ganz andere Sache, als wenn man mit 20
gesagt kriegt, mach es!“ Dass ein Leben in der Landwirtschaft auch ohne große Vorerfahrungen funktionieren kann, beweist Partnerin Moras, die sich um den Hofladen, die Kinder und alles andere kümmert,
was noch so anfällt die und in Oftersheim ihre Heimat gefunden hat. „Ich komme ursprünglich aus Thüringen“, erzählt sie und fügt an: „Ich war in der Hotelbranche tätig, die mich irgendwann nach Baden-Württemberg verschlagen hat.“ Dort lernt sie im Rahmen einer Anstellung Christian Gieser kennen und lieben. „Manchmal geht es ganz schnell“, erinnert sie sich an die Zeit.
„Als unsere beiden Jungs da waren, habe ich mich zunehmend um den Hofladen gekümmert, ihn verschönert und ausgebaut.
Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich dabei meine Stärken im Umgang mit Menschen ausspielen kann. So“, erzählt die 39- Jährige mit einem Lächeln im Gesicht, „habe ich meine neue Heimat gefunden.“
Christian Gieser und Partnerin Sabrina Moras in ihrem Hofladen in Oftersheim.

von CHRISTIAN HOFFMANN
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